Immer mehr Frauen entscheiden sich später im Leben für eine Schwangerschaft – und die IVF-Entscheidungen werden komplexer. Eine zentrale Frage ab 35 Jahren lautet: Soll ein oder zwei Embryonen transferiert werden?
Obwohl man meinen könnte, dass zwei Embryonen die Erfolgschancen verdoppeln, ist das Gegenteil – insbesondere ab 40 – oft der Fall. Ein gut geplanter Einzelembryotransfer (SET) erhöht die Sicherheit und kann dennoch zu hervorragenden Ergebnissen führen.
Warum das Alter bei IVF eine Rolle spielt
Ab 35 nimmt die Eizellqualität und ovarielle Reserve ab. Dadurch steigt das Risiko für:
- Chromosomenanomalien
- Fehlgeburten
- Komplikationen wie Bluthochdruck, Schwangerschaftsdiabetes oder Frühgeburt
Diese Risiken sind bei Zwillingsschwangerschaften noch höher. Deshalb wird SET besonders ab dem späten 30ern empfohlen.
Praxisfall: Ein guter Embryo reichte aus
Eine Frau Anfang 40 mit niedriger Eizellreserve hatte zwei Blastozysten. Nach PGT-A war nur einer chromosomal normal. Durch gezielte Vorbereitung des Endometriums mit personalisierten Tests wurde die Implantation optimiert. Ergebnis: Eine komplikationslose Einlingsschwangerschaft.
Zwei Embryonen – wirklich besser?
Zwei Embryonen zu transferieren, erhöht das Risiko einer Zwillingsschwangerschaft — und somit auch die Komplikationen. Ist mindestens ein Embryo von guter Qualität, ist SET meist sicherer — auch in Fällen von:
- Tag-3-Embryonen
- Vorherigen Misserfolgen
- Vorhandenen Myomen oder dünner Gebärmutterschleimhaut
Was, wenn nur Tag-3-Embryonen vorhanden sind?
Etwa 50 % entwickeln sich bis zur Blastozyste, abhängig von Eizell- und Spermienqualität. Eine verlängerte Kultur kann helfen, den besten auszuwählen. Auch dann bleibt ein Einzeltransfer ab 40 am sichersten.
Praxisfall: Dünnes Endometrium, eine Chance
Eine 39-jährige Patientin mit zwei genetisch getesteten Embryonen hatte durch eine frühere Ausschabung ein dünnes Endometrium. Die Behandlung umfasste:
- Estradiol
- Niedrig dosiertes Aspirin
- Zusätzliche personalisierte Endometrium-Unterstützung
Trotz der Herausforderungen verlief die Schwangerschaft erfolgreich — mit nur einem Embryotransfer.
Ist es mit 43 zu spät?
Die Erfolgsrate mit eigenen Eizellen liegt in den frühen 40ern unter 10 %. Eizellspende kann erwogen werden, aber auch mit dualer Stimulation ist ein weiterer Versuch möglich. SET bleibt dabei die sicherste Option.
Warum SET oft die beste Strategie ist
- Höheres Risiko für Zwillinge nach 40
- Ein chromosomal gesunder Embryo kann ausreichen
- PGT-A erleichtert die Auswahl
- Endometriumsanalyse verbessert die Erfolgsrate
- Auch ein Embryo kann sich teilen (eineiige Zwillinge)
Fazit
Fertilitätsbehandlungen über 40 erfordern nicht „mehr“, sondern „besser“. Weniger Embryonen zu übertragen kann zu besseren Ergebnissen führen – mit Sicherheit im Fokus und einem individualisierten Ansatz.