Mehrere erfolglose IVF-Zyklen können emotional und körperlich äußerst belastend sein. Mit dem richtigen Ansatz und der passenden Unterstützung können jedoch viele Patientinnen und Patienten dennoch ein positives Ergebnis erzielen. Hier ist, was Sie wissen sollten, wenn Sie sich nach wiederholten Versuchen weiterhin in einer IVF-Behandlung befinden.
Rechtliche und Zulassungskriterien verstehen
In einigen Ländern ist die IVF durch spezifische Gesetze geregelt. So kann die Behandlung beispielsweise nur für Frauen unter 50 Jahren erlaubt sein und die Zustimmung eines männlichen Partners erfordern. Weitere gesetzliche Bestimmungen können Einschränkungen bei der Geschlechtswahl, die verpflichtende Anonymität von Spendern oder Beschränkungen in Bezug auf das Körpergewicht umfassen. Leihmutterschaft kann ebenfalls erlaubt sein, jedoch nur unter strengen Bedingungen, oft mit dem Nachweis einer medizinischen Notwendigkeit und der Verwendung eigener Fortpflanzungszellen.
Ihre Behandlungsmöglichkeiten erkunden
Behandlungsoptionen folgen in der Regel einem stufenweisen Vorgehen:
- IUI (intrauterine Insemination)
- IVF mit eigenen Eizellen und Spermien
- Samenspende oder Eizellspende
- Embryonenspende
- Leihmutterschaft in bestimmten Fällen
In komplexeren Situationen können auch Kombinationen dieser Ansätze eingesetzt werden, z. B. die Verwendung eigener und gespendeter Zellen oder der Einsatz spezieller Labortechniken zur Ergebnisverbesserung.
Zusatzbehandlungen, die in Betracht gezogen werden können
Mehrere Verfahren können die Erfolgsraten erhöhen, insbesondere nach gescheiterten Zyklen:
- Endometriumscratch: Kleine Verletzung der Gebärmutterschleimhaut, um die Einnistung zu fördern.
- ERA-Test: Hilft, das optimale Zeitfenster für den Embryotransfer zu bestimmen.
- PGT-A: Genetischer Test auf Aneuploidien bei Embryonen, häufig empfohlen für Frauen über 40 oder bei mehrfachen Fehlschlägen.
- Intralipide: Können helfen, fehlgeleitete Immunreaktionen zu regulieren.
- Spermien-Präselektion: Verfahren wie IMSI, PICSI, MACS oder Fertile Chip, abhängig von der Spermienqualität.
- Embryoscope-Überwachung: 24/7-Analyse der Embryonalentwicklung ohne Störung der Kulturbedingungen.
- Assisted Hatching & EmbryoGlue: Techniken zur Unterstützung der Einnistung, insbesondere bei Kryotransfers.
Der emotionale Faktor: Stress bewältigen
Das emotionale Wohlbefinden hat einen erheblichen Einfluss auf den IVF-Erfolg. Strategien wie Meditation, Zeit in der Natur, der Umgang mit Haustieren oder Massagen können den Prozess unterstützen. Auch Akupunktur vor und nach dem Transfer wird häufig genutzt und von vielen Patientinnen und Patienten als hilfreich empfunden.
Wann das Protokoll oder den Behandlungsweg überdenken
Wenn dasselbe IVF-Protokoll mehrfach ohne Erfolg geblieben ist, kann ein Wechsel notwendig sein. Während nach dem ersten oder zweiten Versuch nicht immer Anpassungen vorgenommen werden, kann das Festhalten an demselben Vorgehen nach drei fehlgeschlagenen Zyklen darauf hindeuten, dass eine Neubewertung erforderlich ist – sei es durch Anpassung der Medikamente oder durch weiterführende Diagnostik.
Fall 1: Ausdauer nach wiederholten Transfers
Ein Paar Anfang 40 begann die IVF mit den eigenen Eizellen der Frau. Sowohl der erste Frischtransfer als auch ein anschließender Kryotransfer führten zu negativen Ergebnissen. Eine zweite Stimulation ergab viele Embryonen, die für die spätere Verwendung eingefroren wurden. Trotz mehrerer eingefrorener Transfers – und Änderungen in der Medikation wie dem Wechsel von Aspirin zu Clexane – blieben die Ergebnisse negativ. Schließlich, nach dem siebten Versuch und der Hinzufügung eines immunmodulierenden Medikaments, war die Behandlung erfolgreich und das Paar konnte sein Baby willkommen heißen.
Fall 2: Strategiewechsel ohne genetische Testung
Ein Paar Mitte 30 hatte vier erfolglose IVF-Zyklen hinter sich, bevor es weitere Hilfe suchte. Obwohl zunächst eine Eizellspende in Betracht gezogen wurde, wurde empfohlen, es erneut mit Spermien-Präselektion und Immuntherapie zu versuchen. Sie lehnten die Durchführung einer Präimplantationsdiagnostik ab, setzten aber die empfohlene Immuntherapie um. Trotz fehlender Entwicklung der Embryonen bis zum Blastozystenstadium führte der Transfer zu einer gesunden Schwangerschaft und Geburt.
Fall 3: Eizellspende und emotionales Wohlbefinden
Ein Paar Mitte 30 war nach mehreren IUIs und IVF-Zyklen nie schwanger geworden. Aufgrund schlechter Menstruationsmuster und emotionaler Belastung entschieden sie sich für eine Eizellspende. Zwei hochwertige Blastozysten wurden beim ersten Versuch transferiert, doch dieser scheiterte. Stress wurde als Schlüsselfaktor identifiziert. Beim zweiten Versuch konzentrierte sich die Patientin auf Entspannungstechniken und erhielt am Tag des Transfers Akupunktur. Ein einzelner Embryo wurde übertragen, und die verbesserte Endometriumdicke sowie das gesteigerte emotionale Wohlbefinden trugen zu einer erfolgreichen Schwangerschaft und der Geburt einer Tochter bei.
Fall 4: Natürliche Empfängnis nach umfangreicher IVF-Vorgeschichte
Eine Frau Mitte 30 mit unregelmäßigem Zyklus und geringer ovarieller Reserve hatte bereits sechs IVF-Zyklen absolviert und aus einer früheren erfolgreichen Behandlung ein Kind. Ein frischer IVF-Zyklus in der Klinik ergab nur einen Embryo, der sich nicht einnistete. Trotz zusätzlicher Tests wurden keine neuen Probleme festgestellt. Schließlich entschied sich das Paar für eine Eizellspende – wurde jedoch vor Beginn der Behandlung auf natürlichem Weg schwanger. Dieses unerwartete Ergebnis führte zur Geburt des zweiten Kindes und zeigt, wie unvorhersehbar und überraschend Kinderwunschreisen verlaufen können.
Woran erkenne ich, ob ich eine Eizellspende benötige?
Alter und Testergebnisse wie AMH-Wert sind Anhaltspunkte, aber Qualität ist wichtiger als Quantität. Die Entscheidung sollte auf der persönlichen Vorgeschichte und fachlicher Beurteilung basieren.
Sollte ich nach dem Embryotransfer eine Pause einlegen?
Ruhe wird empfohlen, aber die Rückkehr zum normalen Alltag innerhalb einer Woche ist üblich – es sei denn, der Beruf erfordert schweres Heben.
Kann Stress das IVF-Ergebnis beeinflussen?
Ja. Stressmanagement ist während des gesamten Prozesses entscheidend. Eine positive Einstellung und beruhigende Routinen können einen Unterschied machen.
Ist Eizellspende nur für ältere Patientinnen?
Nein. Auch Frauen unter 40 (oder sogar unter 30) können sie benötigen, z. B. bei vorzeitiger Menopause oder schlechten IVF-Ergebnissen.
Fazit
IVF nach mehreren Versuchen kann mit der richtigen Kombination aus medizinischen Maßnahmen, emotionaler Unterstützung und individueller Betreuung dennoch erfolgreich sein. Ob durch Eizellspende, die Optimierung des Transferzeitpunkts oder die Anpassung von Protokollen – jeder Schritt kann die Patientinnen und Patienten ihrem Ziel näherbringen. Entscheidend sind Ausdauer, Flexibilität und Unterstützung auf diesem Weg.